Sprache ist der Schlüssel zur Welt.
Sprache ist nicht nur ein Mittel zur Kommunikation, sondern auch ein Werkzeug, um
das eigene Leben aktiv zu gestalten.
Seit dem 01.01.2016 ist unsere Einrichtung eine anerkannte Sprach – Kita und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Hierzu stehen dem Träger Mittel zur Verfügung, von denen er eine zusätzliche Fachkraft für Sprache und Integration, mit 19,5 Stunden eingestellt hat. Diese Fachkraft berät, begleitet und unterstützt das Kita-Team in drei wichtigen Bereichen:
Alltagsintegrierte sprachliche Bildungsarbeit
Inklusive Pädagogik
Zusammenarbeit mit den Familien
Alltagsintegrierte sprachliche Bildungsarbeit
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass sprachliche Bildung besonders wirksam ist, wenn sie früh beginnt. Somit können Kindern gleiche Startchancen ermöglicht werden. Im Kita-Alltag finden sich zahlreiche Anlässe, um den Spracherwerb und die Sprachentwicklung von Kindern anzuregen. So achten die Fachkräfte beispielsweise darauf, unterschiedliche Sprachförderstrategien einzusetzen:
Handlungsbegleitendes Sprechen einsetzen („Ich hole dir jetzt eine Schere.“)
Korrektives Feedback einsetzen (Kind:“ Da Auto.“ ->Fachkraft: „ Ja du hast recht. Da ist ein Auto.“)
Zum Gesprächspartner hingehen und sich auf Augenhöhe begeben
Sich dem Kind beim Sprechen zuwenden
Langsam, deutlich und je nach Entwicklungsstand in kurzen Sätzen sprechen
Offene Fragen stellen (Wo, Wieviel, Wann, Wie,…)
Den eigenen Redeanteil während einer Interaktion mit dem Kind hinterfragen
Sprechanlässe schaffen und Denkprozesse anregen (z.B. durch besonderes Spielmaterial -> Glitzerknete, eine singende Kuh, Pop-Up Bücher oder durch Einladung zum gemeinsamen Bilderbuch betrachten )
Alltägliche Situationen wie beispielweise Wickeln oder Anziehen werden genutzt, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Dabei setzen die Fachkräfte an den Interessen der Kinder an und nehmen Rücksicht auf die individuellen Voraussetzungen: „Du hast neue Schuhe dabei? Wo gibt es denn so schöne Schuhe zu kaufen?“ „Was hast du heute zum Frühstück mitgebracht? Wer macht dir das leckere Brot/Gemüse,..?“
Ganz beiläufig können die Kinder durch diesen reichhaltigeren Sprachinput ihre Sprachverständnisfähigkeiten erweitern.
Die Fachkraft für Sprache und Integration unterstützt das gesamte Kita-Team in dieser Umsetzung und hilft dabei das eigene Sprachhandeln zu reflektieren. Dieses passiert unter anderem in Eins-zu Eins-Gesprächen, in der entsprechenden Situation oder aber auch in Teamsitzungen, in denen die Sprach-Fachkraft zu Themen wie „Meilensteine der Sprachentwicklung“, „Mehrsprachigkeit“ oder „den eigenen Sprachförderstrategien“ referiert und mit dem Team gemeinsame Absprachen festlegt.
So entstand beispielsweise „der Blickfang“ in jeder Gruppe. An einer zentralen Wand hängen die Sprachförderstrategien auf Karten einzeln aufgelistet und gut sichtbar aus. Jede Woche wird „der Blickfang“ verändert, somit weiß jede Fachkraft, dass sie in dieser einen Woche besonders auf das achten sollte, was auf der Karte steht. Das hilft den Fachkräften sich ihr Handeln stets „vor Augen“ zu halten und es hilft den Mitarbeitern sich gegenseitig zu reflektieren, in dem sie sich „anstupsen“ und sagen: „Guck mal, wir haben vereinbart, dass wir zum Gesprächspartner hingehen und nicht durch den Raum rufen.“
Ebenso unterstützt die Fachkraft für Sprache und Integration die Mitarbeiter bei der Beobachtung und Dokumentation der Kinder und steht für Elterngespräche in den oben aufgelisteten Bereichen zur Verfügung.
Inklusive Pädagogik
Das multikulturelle Einzugsgebiet der Einrichtung prägt die pädagogische Arbeit enorm. Eine inklusive Pädagogik bezieht sich auf alle pädagogischen Tätigkeitsfelder: die Gestaltung der Lernumgebung, die Interaktion mit Kindern, die Zusammenarbeit mit Familien und die Zusammenarbeit im Team.
Unser Leitziel ist es unsere Kita als anregenden Lernort zu gestalten, an dem es normal ist, dass alle verschieden sind. Die bunte Vielfalt, die das Einzugsgebiet mit sich bringt, veranlasste das Team dazu, diese Ressourcen zu nutzen. So konnte mit dem Näh-Talent einer Mutter die Lese-Ecke gemütlicher hergerichtet werden. Oder es wurden beispielsweise Eltern angesprochen, um im Kindergarten in ihren Herkunftssprachen vorzulesen. Dies fand unter großem Engagement von Müttern in 4 verschiedenen Sprachen statt und trug zur Willkommenskultur der Kita bei.
Die Fachkraft für Sprache und Integration erarbeitet mit dem Kita-Team, wo und wie Vorurteile und Diskriminierung im Kita-Alltag zu finden sind und wie damit umgegangen werden kann.
Wenn beispielsweise ein Kind zu einem anderen Kind sagt: „Geh weg, du spielst nicht mit!“, dann ist dies eine Situation, in der die Fachkräfte eingreifen und diese Aussage nicht einfach im Raum stehen lassen. Sie gehen mit den Kindern ins Gespräch und erläutern kindgerecht was so eine Aussage bei dem anderen Kind bewirkt, fragen aber auch nach den Gründen für solche Aussagen.
Bei Geburtstagsfeiern der Kinder kann das „Happy Birthday- Lied“ zur Auswahl in Deutsch, Russisch, Englisch, Italienisch und Arabisch gesungen werden. Beim Mittagessen wird der religiöse Hintergrund des „schweinefleischfreien Essens“ muslimischer Kinder erläutert und es wird beispielsweise bei der Anschaffung von neuem Spielmaterial darauf geachtet, dass Puppen mit unterschiedlichen Haut- und Haarfarben dabei sind.
„Zum Geburtstag viel Glück“ übersetzt in Lautsprache:
Italienisch:
Tanti auguri a te,
tanti auguri a te,
tanti auguri caro(a)……,
(cara + Name -> Mädchen, caro+Name -> Junge)
tanti auguri a te.
Arabisch:
Sana hejwa yagami,
Sana hejwa yagami,
Sana hejwa, sana hejwa,
Sana hejwa yagami.
Russisch:
Sdnjöm roschdenja tebja,
Sdnjöm roschdenja tebja,
Sdnjöm roschdenja posdrawlajem,
Sdnjöm roschdenja tebja.
Die Fachkräfte versuchen in den alltäglichen Situationen kindgerecht, die sichtbaren Unterschiede, aber auch die vielen meist unsichtbaren Gemeinsamkeiten zu erklären und die Kinder für die Vielfalt in der Kita zu sensibilisieren.
Die zusätzliche Fachkraft für Sprache und Integration gibt ihr Wissen aus Weiterbildungskursen, Telefonkonferenzen mit unterschiedlichen Referenten und den Treffen der Verbundeinrichtungen Sprach-Kitas an das Kita-Team weiter. Durch diese Informationsweitergabe ergibt sich auch bei den Kita-Fachkräften ein größeres Verständnis für Familien mit z.B. einem Migrationshintergrund. Jede Kultur aber auch jede einzelne Familie hat ihre eigenen Bräuche und Sitten und wenn die Fachkräfte um diese Bescheid wissen, dann kann auch das Verständnis für das Handeln der Eltern wachsen.
Beispiel:
In den kalten Jahreszeiten tragen manche türkische oder kurdische Kinder ihren Pyjama unter der Kleidung. Das wird bewusst von einigen Müttern so gehandhabt, damit die Nachtwärme das Kind den Tag über noch warm hält. Nicht alle türkischen und/oder kurdischen Familien praktizieren es so, manchmal erleben wir es nur bei einzelnen Kindern! Hier wird wieder deutlich, dass es nicht zwingend mit der türkischen und/oder kurdischen Kultur zusammen hängt, sondern mit den familiären Bräuchen in dieser einen Familie.
Die Fachkräfte hatten so etwas schon öfter beobachten können und als sie die entsprechende Information dazu bekommen hatten, wurde ihnen klar, dass sie anders darüber dachten und froh waren, solche Details zu erfahren.
Das Beispiel macht den Fachkräften deutlich, dass eine enge Erziehungspartnerschaft mit den Eltern und regelmäßiger Austausch wichtig und unabdingbar ist.
Zusammenarbeit mit den Familien:
Durch das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ ist es uns möglich die Eltern und Familien noch intensiver in der Erziehung ihrer Kinder zu begleiten und zu unterstützen. Dazu zählen beispielsweise Gespräche mit den Familien, Elterntreff´s mit und ohne Kinder zu Themen wie, „Geschichten für die Kinderseele“, „Schatzsuche im Wald“, „Experimente für Groß und Klein“, Informationsveranstaltungen wie, „Mein Kind kommt in die Schule“ oder das gemeinsame Planen und Durchführen von Projekten wie das „mehrsprachige Vorlesen“. Die enge Zusammenarbeit wirkt sich zusätzlich positiv auf die kindliche Sprachentwicklung aus.
Die zusätzliche Fachkraft erhält im geförderten Zeitraum Unterstützung durch eine, ebenfalls vom Bundesministerium bereit gestellte, Fachberatung. Beide geben ihr Wissen an das Kita-Team weiter. So wird z.B. in Teamsitzungen oder an Planungstagen das Thema „Familien und Kinder mit Fluchthintergrund“ besprochen oder aber die „Zusammenarbeit mit den Eltern“ gezielt beleuchtet und reflektiert. Ein Fragebogen, den die Eltern zu den Angeboten und der Zusammenarbeit mit den Fachkräften in der Kita ausfüllen können, hilft dem Team dabei, die Qualität in diesem Bereich zu verbessern.
Unser Ziel ist es die Willkommenskultur, die alle Familien einschließt, in unserer Kita zu stärken.